Thursday, August 14, 2014

Kapitel 9: Mein Traum von Australien

... hatte irgendwie mehr mit Outback und Farmarbeit zu tun als mit Spießbürgerlicher Kleinstadt und Kindersitten. Das wird mir leider auch immer mal wieder klar. Genauso, wie die Tatsache, dass 6 Monate Au Pair bei nur einem Jahr Australien ganz schön viel sind und damit der Traum von Monatelanger Farmarbeit in weite ferne rückt....

Trotz allem ist das Leben als Au Pair nicht so schrecklich, im Gegenteil, so langsam lebe ich mich ein, hab in der Gemeinde auch ein paar Kontakte geschlossen und geh wahrscheinlich mit Alison in zwei Wochen endlich mal reiten. So komm ich wenigstens auf nen Pferderücken hier in Australien.

Und einen weiteren Traum habe ich mir erfüllt: Während viele meiner Freunde auf Freakstock waren und ich aus der ferne irgendwie auch dabei war, bzw. mich so sehr damit verbunden gefühlt hab, dass ich mir nicht nur einmal gewünscht habe, nicht pleite zu sein und nicht schon wieder ein kaputtes Auto zu haben, sonder genug Kohle für n Rückflugticket nach Deutschland zu haben - nur für 10, 11 Tage. Nur um bei meiner Familie zu sein. Auf diesem Festival, wie es kein anderes gibt. Wo ich ICH sein kann, wo ich zu Hause bin, wo ich nichts brauch außer das nötigste, wo selbst die tägliche Dusche irgendwann zweitrangig wird, weil es einfach nebensächlich ist. Weil es einfach wichtigers gibt. JESUS. Freunde. Familie. Leben. Gerade weil ich nicht da sein konnte, ist mir klar geworden, wie dankbar ich dafür bin, ein teil dieser Wunderbaren Bewegung sein zu dürfen. Dankbar dafür, dass damals vor 15 Jahren dieser Typ mit dem Alpha-Omega Kappu in meinem Leben aufgetaucht ist, mich auf's Freakstock eingleaden hat und ich seitdem mit Jesus unterwegs bin. Und mit seinen Freaks...

Egal, ich schweife ab... Jedenfalls hatte ich mir vorgenommen, während des Freakstocks was besonderes zu machen. Leider musste ich fast die ganze Zeit arbeiten, aber am Samstag hatte ich frei und da ich schon immer mal Wale sehen wollte hab ich mich in mein Auto gesetzt und bin zu so ner Tour gefahren. Nebenbei hab ich Zufällig noch den Ort gefunden, an dem sich zwei Ozeane treffen.... Es war wirklich beeindruckend. Noch immer kann ich mir nicht Vorstellen, dass solch ein riesiges Geschöpf, wie ein Wal, in meinerm Falle ein Buckelwal existiert und dabei noch so schön ist. Und irgendwie verspielt wie ein kleines Kind. Selbst inmitten des riesigen Ozeans sieht ein Wal noch riesig aus. Einfach faszinierende Geschöpfe. Aber seht selbst:

Buckelwale, Augusta, Western Australia

Buckewal, Augusta, Western Australia

Buckelwal, Augusta, Western Australia

Buckelwal, Augusta, Western Australia
Buckelwale, Augusta, Western Australia

Cape Leeuwin, Western Australia

Cape Leeuwin, Western Australia

Cape Leeuwin, Western Australia
Die Wellen am cape Leeuwin waren für mich kleines nur Ost-/Nordsee Wellen gewöhntes deutsches Kind schon beeintruckend groß, am faszinierenden fand ich jedoch dass sie auf der einen seite des Leuchtturms von rechts und auf der anderen Seite von Links angeschwappt kammen. aus zwei Ozeanen eben....

Um doch noch etwas Farmarbeit in Australien kennen zu lernen, hab ich nach meinem desaster an der Ostküste trotzdem dem Wwoofen noch mal eine Chance gegeben und mir ne Farm hier in der Nähe gesucht, wo ich jetzt wenn es meine Arbeit hier zulässt, ein bis zweimal die Woche hingehe um für umme zu Arbeiten... Diesmal war das Ehepaar auch echt nett und an meinem ersten Tag durfte ich gleich nen Hühnerstall aus wellblech bauen, das Wellblech mit ner Schere zernschneiden, meine Hände blutig picksen, mir blaue Flecke holen, Muskelkater und sonstige schmerzen für nichts außer dem unglaublichen Gefühl endlich ein bsschen was von dem zu tun, was ich hier machen wollte. Auf dem Heimweg ist mir dann meine Karre verreckt, was mir ein weiteres Abenteuer verschaffte:
Im dunkel auf'm Highway auf den Abschleppdienst warten. innerhalb von 1,5h hat immerhin ein Auto angehalten und gefragt ob alles ok ist. Wer hat noch mal gesagt, die Aussies wären so freundlich?

Wie auch immer, ich wollte ja schon immer mal in so nem Truck mitfahren - hätten wir das auch erledigt. Mein Konto fands nicht so toll, aber was solls. Nachdem die Karre dann ne Woche vor der Tür stand hat sich Wayne (der Bruder des Ehemannes meiner Au Pair Familie ) die Karre mal angeguckt, dreht den Zündschlüssel um und das ding springt an und läuft.... Äh ja, is klar auch... was auch immer es war, auf'm Highway ging sie defintiv nicht. Sowohl Sandy, meine Host-Mum als auch ich haben es nicht hinbekommen...Naja so sind mir wenigsten erstmal weitere Reperaturkosten erspart geblieben, trotzdem muss ich die Abschleppkosten bei meiner Family ababreiten...

Was mich wieder zu meinem Traum von Australien zurück bringt und zu der Frage, warum mach ich das eigentlich? Bin ich einfach nur zu feige, um hier wieder zu gehen und mir doch  nen Farmjob zu suchen? (Obwohl ich im Moment nicht so weit kommen würde...;-)) wie auch immer.... Es fühlt sich doof an, der Family zu sagen, dass ich nicht bleiben will - so bin ich nicht, ich steh zu den Dingen, die ich sage und trotzdem fühlt es sich gleichzeitig wie das Aufgeben meines Traumes an.... Vor allem, da ich mich ja nicht für ein zweites Working Holiday Visa bewerben kann.... Ich wünschte, ich fände dafür bald ne tolle Lösung. Ach so - nach Neuseeland kann ich auch nicht mit der Family....düdüm....:-(

Um dem Pleitegeier nen Strich durch die Rechnung zu machen, hab ich versucht, mich hier doch als Krankenschwester zu bewerben (auch so n ding was meinem Traum von Australien so ziemlich gar nicht entspricht....), Leider wollen die mich gerne Einstellen, aber nur, wenn ich in Australien registiriert bin....wie alles in Australien kostet das ne menge Zeit und Geld....irgendwie zwei Dinge, die ich grad nicht so im Überfluss habe...

Also sitze ich hier erstmal weiter fest, versuche meine Karre zu verkaufen und frag mich, wie das erfüllen von Träumen denn sonst so aussehen könnte. Immerhin hab ich Wale gesehen, wenns schon nichts mit der Zukunft auf ner Farm im Outback zu werden scheint....